Schimmelbefall durch Feuchtigkeit, Temperatur und Nährstoffangebot – muffig-modrig macht krank, bauphysikalische Aspekte. Hinweise und Tipps von Heiko Brunzel, Bauunternehmer aus Velten, Brandenburg, Berlin
In der guten alten Zeit galt: Wände, klamme Wohnungen und als Folge Schimmelbildung hat es seit Menschengedenken gegeben. Heiko Brunzel, Bauunternehmer der Brunzel Bau GmbH aus Velten in Brandenburg führt aus, dass der Wunsch nach gesundem Wohnen immer ein aktuelles Thema in der Baubranche darstellt. Unkontrolliertes Wachstum von Schimmelpilzen in Wohnräumen stellt sowohl ein hygienisches sowie ein potentiell gesundheitsgefährdendes Problem dar. Das ist nicht erst in der heutigen Zeit zu einem Problem geworden. Allerdings - so sagt es die Statistik- ist es in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu Schimmelbildung in Wohnungen gekommen. Jeder zehnte deutsche Haushalt ist vom Schimmel betroffen. Es wäre falsch anzunehmen, dass die schimmelfreie Wohnung nicht zu erreichen ist. Leider haben die Erkenntnisse aus den Fehlern der Vergangenheit und das heutige Wissen um die Zusammenhänge der Bauphysik bisher nicht zu schimmelfreien Wohnungen geführt. Schimmel belastet die Atemwege und verursacht eine Fülle von Beschwerden und Krankheiten.
Moderne Baustoffe begünstigen Schimmel
Die in früheren Jahrhunderten verwendeten Baustoffe wie Ton, Lehm, Kalkputz oder Holz haben hinsichtlich der Dampfdiffusion (Durchlässigkeit) und – noch wichtigeres Wasserdampfaufnahmevermögens deutlich günstigere Eigenschaften als neuere Baumaterialien wie zum Beispiel Beton oder Polystyrol. Die Wandoberflächen sind früher darüber hinaus mit Anstrichen wie zum Beispiel Kalk-, Kreide- oder Leimfarben versehen worden, welche ebenfalls feuchtigkeitsregulierend wirken. Heutzutage schränken hohe Kunststoffbeimengungen in den Dispersionsfarbanstrichen und Tapeten mit hohen Kunststoffanteilen diesen Effekt ein.
Fenster als Schimmelturbo
Bei den Fenstern hat eine Entwicklung stattgefunden, die gleich in mehrfacher Hinsicht die Feuchtigkeitsprobleme in den Wohnungen verschärft: An der Einfachverglasung stellen sich die eindeutig niedrigsten Temperaturen in der gesamten Augenwandfläche ein, wodurch der Raumluft über das ,,Beschlagen“ der Fensterscheiben selbstständig Feuchtigkeit entzogen wird. Außerdem signalisieren die beschlagenen Fensterscheiben dem Wohnungsnutzer, dass gelüftet werden soll. Das anfallende Tauwasser wird je nach Fensterkonstruktion in einer Rinne im Fensterbrett aufgefangen und weggeleitet. Die heutigen Isolierverglasungen sind speziell bei nicht wärmegedämmten Altbauten nicht mehr die kältesten Temperaturzonen, sondern die ungedämmten Außenwände: Bei erhöhter Luftfeuchtigkeit schlägt sich Kondenswasser nicht mehr auf der Scheibe nieder, sondern auf der kalten innenseitigen Wandoberfläche.
Feuchte Wände bedeutet Schimmelgefahr
Früher sind die Wohnungen überwiegend mit Holz- oder Kohleeinzelöfen beheizt worden, heutiger Heizungsstandard ist eine Zentral- oder Etagenheizung. Öfen brauchen frische Luft, um das Feuer aufrecht zu erhalten. Das führt zum Luftaustausch und damit zu trockener Innenluft.
Gründe für die Entwicklung?
Wieso - mag man sich fragen – ist die Entwicklung überhaupt in diese Richtung verlaufen? Moderne Baustoffe haben Vorteile und Nachteile.
- Neuartige Baustoffe lassen sich besser, schneller, kostengünstiger verarbeiten.
- Neuartige Anstriche sind einfacher herzustellen, besser zu verarbeiten, und sie bieten eine größere Produktpalette.
- Neuartige Fenster haben bei größerer Lichtausbeute und geringere Heizenergieverluste.
Dagegen werden das feuchtespezifische Verhalten und die Auswirkungen auf den Feuchtigkeitshaushalt in unseren Wohnungen nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Feuchte Wohnung durch andere Wassernutzung
Zugleich sind heute die Wohnungen feuchter:
- Toiletten im Wohnbereich
- Waschmaschinen
- Badezimmer mit Duschen und Badewannen.
Weniger Wasser in der Wohnung bedeutet auch viel weniger Wasserdampf. Die heutigen Baumaterialien und die andere Nutzung von Wasser sind also die Ursache für die stärkere Gefahr, ungesunden Schimmel in der Wohnung zu züchten.
Fazit: Aus Sicht eines Baufachmannes ist es heute für die Bewohner von Häusern und Wohnungen aufwendiger Schimmel zu vermeiden.