Thomas Friese / Immobilienexperte
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Der Begriff des „Bautagebuchs“ aus Sicht des Bauunternehmers

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Ein „Bautagebuch“ ist eine schriftliche Niederlegung und Dokumentation des Entstehungsprozesses eines Bauwerkes. Die rechtliche Grundlage ist die HOAI in der Leistungsphase 8 u.a, dort heißt es: „Die Bauleitung ist verpflichtet, einen Leistungsnachweis zu führen. Das Bautagebuch dokumentiert den wesentlichen Ablauf einer Baumaßnahme (z.B. Neubau-, Erweiterungs-, Umbau- oder Instandsetzungsmaßnahmen). Das Bautagebuch ist ein auf das gesamte Objekt bezogenes Dokument. Eine bauvertragliche Vereinbarung zur Führung und Übergabe von Bautagesberichten macht demnach für den beauftragten Architekten/Ingenieur das Führen eines Bautagebuchs nicht (auch nicht teilweise) entbehrlich.“

Ein Gastbeitrag von Hans Heiko Brunzel, Bauunternehmer aus Velten – Im Rahmen von Seminarvorträgen diskutiert Heiko Brunzel, Geschäftsführer der gleichnamigen Brunzel Bau GmbH, welche seit 20 Jahren in Velten und Umgebung insbesondere Einfamilienhäuser erstellt. Zusammen mit Kollegen, interessierten Mitarbeitern und der interessierten Öffentlichkeit finden in den Firmenräumen der Brunzel Bau GmbH in Velten des Öfteren baurechtliche und baufachliche Fragestellungen statt.

Bei dieser Veranstaltung ging es um die Frage: Was ist ein Bautagebuch?

Bauunternehmer Heiko Brunzel erläutert den Teilnehmern in der Diskussion den Sinn und Zweck aus praktischer Sicht, den Inhalten zur Führung des Bautagebuchs. Ein Bautagebuch soll täglich geführt und von den Experten auch unterschrieben werden. Ein Bautagebuch dient dem Auftraggeber der Kontrolle der von ihm honorierten Tätigkeit. Drei wesentliche Punkte sollten inhaltlich im Bautagebuch dokumentiert werden:

  • Beschreibung der Bauleitertätigkeit
  • Beschreibung der Bauablaufstörungen
  • Beschreibung sonstiger wesentlicher Ereignisse auf der Baustelle

Aus juristischer Sicht ist ein Bautagebuch ein Urkundenbeweismittel, welches bei Prozessen eine Rolle spielen kann. Das Bautagebuch wird als Beweismittel bei Nachtrags- oder Ersatzforderungen hinzu gezogen.

Bautagebuch – Nachweispflicht – Mindestlohngesetz

Bautagebücher sind auch deshalb zu führen, damit der Bauunternehmer seinen Verpflichtungen nach dem Mindestlohngesetz und Tarifrecht nachgehen kann. Hier drohen hohe Strafen durch die öffentliche Hand, wenn ein Bautagebuch nicht entsprechend als Stundennachweis geführt wird.

Baufortschrittbescheinigung – Kreditwesenrecht

In der Diskussion macht Bauunternehmer Heiko Brunzel darauf aufmerksam, dass vom Bautagebuch Baufortschrittsbescheinigungen zu unterscheiden sind, die ähnliche Funktionen haben. Wenn ein Bauobjekt durch eine Bank finanziert wird, werden die einzelnen Baukreditraten häufig nicht sofort an den Bauherrn ausgezahlt, sondern nur nach Baufortschritt. Hier haben die Banken nach dem Kreditwesenrecht und dem europäischen Bankenaufsichtsrecht und zum Selbstschutz Formulare und Maßnahmen entwickelt, um Missbrauchstatbestände möglichst abzuwehren. Das heißt, ein Kredit für eine Immobiliensanierung oder -erstellung wird i.d.R. nach dem Baufortschritt vergeben.

Privates Bautagebuch – Bautagebuch Blog: Vernetzung als ideale Plattform zum Erfahrungsaustausch – Rechte und Pflichten bei Veröffentlichungen?

Das sog. „private Bautagebuch“ ist ein neues Phänomen, welches sich seit Aufkommen der elektronischen Medien ergibt. Bauherren dokumentieren darin ihren Baufortschritt und ihre Erfahrungen rund um das Bauvorhaben. Ein Bautagebuch macht Spaß berichten Bauherren und ist dabei auch eine gute Dokumentation falls mal etwas auf der Baustelle schief geht. Viele Bauherren sind routinierte Internetanwender und Bloggen Wissenswertes zu Themen wie Grundstückskauf, Bauvertrag, Baustelle, Bauabnahme sowie auch zu Wohnungskaufthemen. Verbraucherschutzverbände im Baubereich sehen in der Führung eines Bautagebuchs durch den Bauherren ein Instrument, dass die Qualität beim Bauen verbessert und die Kooperation zwischen Bauherren und Bauberatern erleichtert.

Auch die Führung eines Bautagebuches im Internet unterliegt strengen rechtlichen Regeln. Hier irrt Wikipedia, wenn es so heißt, „dieses hätte keine rechtliche Bedeutung“. Unzulässige Schmähkritik, falsche Berichterstattung kann für ein Bauunternehmen erhebliche ökonomische Bedeutung entfalten, weil es den guten Ruf eines Unternehmens beschädigen kann. Hier sind Wahrheit und besonnene Berichterstattung eine besondere Pflicht, die die Bauherren trifft.

Vorsicht ist geboten, wenn Bauherrenblogs als sanftes Druckmittel mit großer Vernetzung verstanden werden. Durch unachtsame Veröffentlichungen ohne kritischem Blick, entstehen nicht absehbare Schäden für Unternehmen und Projekte. Erfahrungsaustausch und eine lückenlose Dokumentation sind wünschenswert und hilfreich, wenn beispielsweise Probleme auftreten. Bauunternehmer Heiko Brunzel berichtet von einem Praxisfall. Durch die detaillierte Baudokumentation, abgebildet in aussagekräftigen Fotographien, war es möglich mit dem Bauherren und den Verantwortlichen den Fehler bei der nicht Erwärmung der Fußbodenheizung schnell zu finden und zu beheben. Im ungünstigsten Fall hätte ohne diese Dokumentation dafür der Boden aufgestemmt oder eine teure Thermografie gemacht werden müssen.

V.i.S.d.P.:

Heiko Brunzel
Bauunternehmer